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Ist es ein feministischer Gewinn, wenn auch Frauen, die mehr als fünfundvierzig Kilo wiegen, in Unterwäsche auf Plakatwänden für Kosmetikprodukte werben dürfen? Ist es emanzipatorisch, wenn “Fremdes” und “Anderes” nicht mehr geleugnet wird, sondern in einer großzügigen Geste Lifestyleprodukte für die KonsumentIn begehrlich machen darf und soll? Ist es eine Errungenschaft, wenn schwuler Sex in Kinospots sichtbar gemacht wird – lustig verpackt als Vergewaltigungsdrohung?

Sexism sells, immer noch, gerne auch als “Postfeminismus”: Freiheit zum Konsum, Freiheit zur Sexiness, Freiheit zum Erfolg jetzt auch für Frauen und Gedöns.

Die Differenzkonsummaschine macht genießbar und für den Mainstream konsumierbar, was lange nicht genießbar war: normalgewichtige Frauen (wenn sie nackt sind), Schwarze Frauen (wenn sie essbar sind), schwulen Sex (wenn er augenzwinkernd eine Bedrohung darstellt). Was natürlich nichts daran ändert, daß der Standardplot von Waschmittelwerbung immer noch so aussieht, daß die weiße Ehefrau ihrem weißen Ehemann mit stolzem Blick auf das blütenweiße Hemd hinterherwinkt, wenn er das Haus verläßt, um arbeiten zu gehen.

Wie kann das sein? Und wie kann es sein, daß das so wenig thematisiert wird? Feminism does NOT sell, auch in der Linken nicht so richtig. Ironie ist das, was als Betrachtungsstrategie übrigbleibt. Oder?

Oder nicht? Was sind das für Bilder, die uns vor allem in der Print- und Kinowerbung gerade angeboten werden? Es könnte ja fast sein, daß sie mit dem “Ende des Feminismus” zu tun haben, den die bürgerlichen Informationsmedien gerade so erleichtert verkünden. Wenn sie nicht gerade, trotzdem noch besorgt, zum Kampf rufen gegen die Diskurshoheit der Frauen (Schirrmacher), die “Würde der Schwulen” (Wagner) und andere Schurken, die die Welt beherrschen. Und damit ein Tabu nach dem anderen brechen. Wie ja überhaupt gerade ziemlich viele Tabus gebrochen werden. Aber nicht nur an der bürgerlichen weißen Männerfront, sondern auch “von unten”: Turbosexismus und -nationalismus sind eigentlich voll lustig, findet die postmodern-ironische Fraktion bei ihrem Abfeiern auf AggroBerlins Kleine-Mädchen-Arschfick-Ansagen.

Sexismus (und andere Herrschaftsdiskurse) und sexistische Bilder verändern sich qualitativ und quantitativ, und auch wenn es sich schwer beweisen läßt, daß sie sich in letzter Zeit deutlich verschärft haben, wollen wir diesen Eindruck thematisieren. Auch weil sonst so wenig darüber geredet wird.

Deswegen organisieren wir im Mai und Mitte Juni eine Veranstaltungsreihe in der sfe im Mehringhof. An drei oder vier Terminen soll es Vorträge und Präsentationen zu dem Thema “Sexismus in den Medien” geben, außerdem wird ein Workshop angeboten werden, in dem euch vermittelt wird, was ihr tun könnt, wenn ihr keine Lust habt, euch immer nur aufzuregen.

Kontakt: sexismandthemedia@web.de.NOSPAM

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